Furocumarine sind sekundäre Pflanzenstoffe, die unter UV-Lichteinwirkung Hautschäden hervorrufen können. In welchen Lebensmitteln sie vorkommen und was du bei deren Verzehr beachten solltest, erfährst du hier.
Was haben Petersilie, Grapefruits und Pastinaken gemein? Sie alle enthalten die sekundären Pflanzenstoffe Furocumarine. Den Pflanzen dienen sie zur Abwehr von Fressfeinden und auch für den Menschen können Furocumarine gefährlich werden. Doch nicht nur über die Nahrung nehmen wir diese sekundären Pflanzenstoffe auf, sondern auch über die Haut mittels Hautpflegeprodukten.
In diesem Artikel erfährst du, was Furocumarine so schädlich macht und wie du deine Haut vor ihnen schützen kannst.
Furocumarine: So schädlich sind sie
Chemisch betrachtet handelt es sich bei Furocumarin um Cumarin, welches zusätzlich mit einem Furanring verbunden ist. Furocumarine wirken phototoxisch. Das heißt, in Verbindung mit UV-Strahlung können sie zusammen mit körpereigenen Proteinen ein Antigen bilden, also einen Stoff, den der Körper als fremd einstuft. Das veranlasst den Körper zu einer Antikörper-Antigen-Reaktion, die zu starker Blasenbildung auf der Haut führt und Verbrennungen dritten Grades ähnelt. Eine solche Reaktion kann eintreten, wenn du beispielsweise mit feuchten Händen bestimmte Arten des Bärenklaus pflückst und dabei mit dessen Pflanzensaft in Berührung kommst.
Laut dem Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Karlsruhe (CVUA) können Pflege- oder Duftprodukte mit bestimmten kalt gepressten Zitrusölen unter Sonneneinwirkung Sonnenbrand, Hautreizungen,-schwellungen und Ödeme auslösen. Hohe Gehalte an einigen Furocumarinen sollen in Verbindung mit intensiver UV-Einstrahlung auch zu erhöhten Hautkrebsraten führen können.
Unabhängig von Hautkrebs gilt: Je länger die Sonneneinstrahlung und je höher der Furocumaringehalt im Körper oder auf der Haut ist, desto stärkere Symptome treten auf.
Wo kommen Furocumarine vor?
Furocumarine wirst du täglich auf die eine oder andere Weise zu dir nehmen. Dies sind die häufigsten Quellen:
- Zitrusfrüchte (vor allem in ihrer Schale)
- und aus ihnen gewonnene ätherische Öle (unter anderem Bergamotte, Zitrone, Limette, Grapefruit, Bitterorange)
- Petersilie, Dill, Liebstöckel, Fenchel, Kümmel, Kerbel, Koriander oder Anis (nur in geringen Mengen)
- Pastinaken
- Sellerie
- Petersilienwurzel
- Karotten
- Riesen-Bärenklau, Wiesen-Bärenklau, Arznei-Engelwurz
Furocumarine sind vor allem in einigen Zitrusölen enthalten, welche Lebensmittel und Hautpflegeprodukte aromatisieren, zum Beispiel Cremes, Körperöle oder Duftwässer wie „Kölnisch Wasser“.
Zitrusöle kommen auch in Erfrischungsgetränken zum Einsatz, doch laut der DFG Senatskommission zur gesundheitlichen Bewertung von Lebensmitteln handelt es sich dabei hauptsächlich um destillierte Öle, aus denen die Furocumarine größtenteils entfernt wurden. Über aromatisierte Getränke nimmst du daher nur vernachlässigbare Mengen dieser Stoffe auf. Anders sieht es hingegen bei Grapefruitsaft aus, der der Kommission zufolge eine Hauptquelle von Furocumarinen in unserer Nahrung ist.
Auch über Gemüse wie Sellerie, Pastinaken und Petersilie nimmst du Furocumarine auf. Die Stoffe sind hitzestabil, sodass du sie auch durch das Kochen nicht zerstören kannst. Dem Bundesinstitut für Risikobewertung zufolge können bereits mit einer großen Portion gekochtem Sellerie (circa 450 Gramm) so viel Furocumarine in den Körper gelangen, dass eine normal empfindliche Haut schon nach kurzzeitigem Aufenthalt in der Sonne mit lange andauernden sonnenbrandähnlichen Symptomen reagiert.
Übrigens: Durch unterschiedliche Qualität, Kultivierungs- und Lagerbedingungen können Furocumaringehalte in Lebensmitteln stark variieren. Auch die Wirkung unterschiedlicher (sekundärer) Pflanzenstoffe kann sich stark voneinander unterscheiden. Während Furocumarine und Arbutin (in synthetischer Form) gesundheitlich bedenklich sind, sollen beispielsweise Lycopin, Resveratrol und Phytoöstrogene diverse positive Effekte auf den Körper haben können. Allerdings gilt für die meisten von ihnen, dass die Forschung zur jeweiligen Wirkung noch nicht abgeschlossen ist.
Darauf solltest du bei den Lebensmitteln und Pflegeprodukten achten
Laut der DFG Senatskommission zur gesundheitlichen Bewertung von Lebensmitteln nehmen wir in der Regel täglich viel weniger Furocumarine zu uns (schätzungsweise 0,56 Milligramm) als die Menge, ab der eine phototoxische Wirkung eintreten kann (15 Milligramm).
Auf so gesunde pflanzliche Lebensmittel wie Pastinaken, Petersilie, Orangen, Sellerie und Möhre musst du aus Sorge vor Furocumarinen daher nicht komplett verzichten. Voraussetzung dafür ist aber, dass du sie in guter Qualität kaufst und fachgerecht lagerst, denn insbesondere für Sellerie und Pastinaken besteht das Risiko, dass je nach Lagerungs-, Behandlungs- und Herstellungsbedingungen die Gehalte an Furocumarinen stark ansteigen. Daher kann laut der Kommission in solchen Fällen die Aufnahme phototoxischer Mengen nicht ausgeschlossen werden. Vor allem Kinder sollten unsachgemäß gelagerte Pastinaken und Sellerie nicht verzehren. Mehr dazu erfährst du hier: Gemüse richtig lagern: 6 Tipps.
Beachte für einen sicheren Verzehr dieser Lebensmittel daher Folgendes:
- Kaufe und verzehre Pastinaken und Sellerie vor allem in den sonnenschwachen Monaten. So entgehst du intensiver Sonneneinstrahlung und musst durch den Verzehr auch keine phototoxischen Hautreaktionen erwarten. Pastinaken haben von September bis einschließlich März Saison – wenn du sie also saisonal kaufst, handelst du nachhaltig und du schützt deine Haut. Sellerie gibt es von Juli bis einschließlich November frisch und den Rest des Jahres gelagert. Verzichte auf größere Mengen von ihm also im Sommer.
- Verarbeite Pastinaken und Sellerie möglichst frisch, idealerweise aus eigenem Anbau oder als frische, regionale Ware. Je älter das Gemüse ist, je länger es transportiert und gelagert wurde, desto mehr Furocumarine reichern sich an.
- Möchtest du diese Gemüse länger lagern, solltest du sie in vorgeschnittenen Portionen einfrieren. Hier gibt es Tipps: Sellerie einfrieren: Roh oder gekocht.
- Schadhafte, verdorbene Pastinaken, Sellerie und Zitrusfrüchte solltest du nicht mehr verzehren.
- Kaufe Zitrusfrüchte nach Bedarf und nicht in zu großen Netzgebinden, damit die Früchte vor dem Verzehr nicht zu lange lagern.
Für Pflegeprodukte gilt folgendes:
Wenn du vor allem Körperöl mit Zitrusduft verwendest, solltest du dich laut dem CVUA nicht zu lange in der Sonne aufhalten. Cremes oder Lotionen seien weniger problematisch, aber auch hier gilt: Wenn du Rötungen auf eingecremter Haut bei Sonneneinstrahlung bemerkst, dann verzichte auf das Produkt oder verwende es nur in sonnenschwachen Monaten. Beobachte ebenso die oben genannten anderen ätherischen Öle, falls du diese verwendest.