Bei der „Paleo-Diät“ stehen nur Lebensmittel auf dem Speiseplan, die auch schon unseren Vorfahren in der Steinzeit gegessen haben. Welche Vor- und Nachteile das hat und ob es auch eine fleischlose Version gibt, erfährst du hier.
Paleo-Diät: Essen wie in der Steinzeit
Essen wie in der Steinzeit – nach diesem Vorsatz ernähren sich die Anhänger der Paleo-Diät. Dabei handelt es sich nicht um eine Diät im klassischen Sinn. Immerhin kann man so viel essen wie man will und braucht keine Kalorien zu zählen. Die Paleo-Diät ist vielmehr eine Ernährungsphilosophie.
Die Vertreter dieser steinzeitlichen Ernährungsform halten sich dabei an den vermuteten Speiseplan unserer Vorfahren – den Jägern und Sammlern. Das heißt, sie ernähren sich ausschließlich von Nahrungsmitteln, die es bereits in der Altsteinzeit gab, wie:
- Obst und Gemüse
- Fleisch
- Fisch
- Eier
- Nüsse
Tabu hingegen sind Nahrungsmittel, die wir erst seit der Erfindung der Landwirtschaft in größeren Mengen produzieren und zu uns nehmen:
- Getreide
- Zucker
- Kartoffeln
- Milchprodukte
- Hülsenfrüchte
- sowie industriell verarbeitete Lebensmittel
Paleo-Diät um Zivilisationskrankheiten vorzubeugen
Hinter diesem Ernährungskonzept steckt die Grundidee, dass der Mensch wesentlich mehr Zeit als Jäger und Sammler auf dieser Welt verbracht hat, als als sesshafter Landwirt. Sein Körper hatte daher mehr Zeit, sich an die damalige Form der Ernährung anzupassen als an die moderne Ernährung.
Zivilisationskrankheiten wie
- Diabetes
- Bluthochdruck
- Übergewicht
sind in unserer „sesshaften Zeit“ entstanden. Daraus schließen Befürworter der Paleo-Diät, dass die steinzeitliche Ernährungsform die natürlichere und verträglichere sei.
Ist die Paleo-Diät gesund?
Es gibt bisher nur wenige klinische Studien, die die langfristigen Folgen einer Paleo-Ernährung untersuchen. Vorhandene Studien zeigen, dass die Diät sich positiv auf den Körper auswirken kann:
- In einer Studie an 70 übergewichtigen Frauen machte die eine Hälfte eine Paleo-Diät, während sich die andere Hälfte an die „Nordic Health Recommandations“ hielt. In beiden Gruppen reduzierte sich die Fettmasse ähnlich stark, der Anteil der Triglyceride sank allerdings stärker in der Paleo-Gruppe. Ein hoher Anteil an Triglyceriden im Blut kann Arteriosklerose begünstigen.
- In einer Studie an Patienten mit Diabetes Typ II reduzierte die Paleo-Diät ebenfalls die Fettmasse der Probanden und verbesserte darüber hinaus ihren Insulinstoffwechsel.
- In einer weiteren Studie, an der allerdings nur 20 Probanden teilnahmen, senkte sich infolge der Paleo-Ernährung der Cholesterinspiegel.
Die Paleo-Diät kann sich offenbar positiv auf die Gesundheit auswirken. Ein Review bemerkt allerdings, dass der Gewichtsverlust während der Paleo-Diät (wie bei anderen Diäten auch) vermutlich vor allem auf die reduzierte Kalorienzufuhr zurückzuführen ist. Aus den Studien geht außerdem nicht hervor, ob die Paleo-Ernährung auch bei gesunden Menschen positive Effekte hervorruft. Außerdem gibt es trotz vereinzelter Erfolge bisher keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass die Diät Leiden wie Autoimmunkrankheiten oder Allergien lindern kann.
Die deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) begrüßt, dass die Paleo-Diät jegliche verarbeiteten Lebensmittel ausschließt. Dennoch steht sie der Ernährungsform kritisch gegenüber:
- Die Grundannahmen der Paleo-Diät sind wissenschaftlich nicht erwiesen. Erstens ist die These umstritten, dass sich unsere Gene seit der Altsteinzeit nicht verändert haben. Zweitens gab es niemals die „eine“ Steinzeiternährung. Je nach Region aßen die Menschen die Pflanzen und Tiere, die es dort gab. Die Albert-Schweitzer-Stiftung fügt hinzu, dass auch die Altsteinzeit nur eine kurze Periode innerhalb der gesamten Entwicklung des Menschen darstellt. Warum soll es also gerade die „Steinzeit-Diät“ sein? Zudem ernähren wir uns heutzutage von hochgezüchteten Tieren und Pflanzen, die vermutlich nicht mehr viel Ähnlichkeit mit den damals lebenden Arten haben.
- Viel Fleisch, Fisch und Eier zu essen ist gesundheitlich nicht unumstritten. Auf der anderen Seite kann es möglicherweise langfristig zu Nährstoffmängeln kommen, wenn du gleichzeitig auf Milchprodukte, Getreide und Hülsenfrüchte verzichtest. Die Studienlage hierzu ist dünn – die DGE nennt nur eine Studie, die die Paleo-Diät mit einem höheren Risiko für Jodmangel in Verbindung bringt.
Paleo-Diät: Alltagstauglich? Nachhaltig?
Vom gesundheitlichen Aspekt abgesehen, musst du für die Paleo-Diät vermutlich deine Essgewohnheiten umstellen – Milchprodukte, Getreide, Hülsenfrüchte und verarbeitete Lebensmittel fallen weg. Das kann schwer sein, ist aber nicht unmöglich. Hier findest du einige Paleo-Rezepte, von denen du dich inspirieren lassen kannst:
- Paleo-Frühstück: 5 leckere Ideen und Rezepte
- Paleo Müsli: Müsli ohne Getreide selber machen
- Paleo-Brot: Diese Rezepte gelingen ohne Getreide
- Paleo-Rezepte: Steinzeit-Gerichte für Vegetarier und Veganer
Vor allem saisonale Gemüse- und Obstsorten sollten Teil jeder Mahlzeit sein.
Ein großer Kritikpunkt an der Paleo-Diät ist der hohe Konsum von Fleisch, Fisch und Eiern. Im Sinne der Paleo-Ernährung sollen tierische Produkte zwar aus einer möglichst naturnahen und artgerechten Haltung beziehungsweise aus Wildfang stammen. Doch dies ist heutzutage nur schwer umsetzbar. Zudem verursacht auch eine artgerechte Tierhaltung hohe Treibhausgasemissionen.
https://utopia.de/fuer-erde-und-gesundheit-forscher-entwickeln-die-perfekte- ernaehrung-123236/
Gibt es eine vegetarische Form der Paleo-Diät?
Die Paleo-Diät gibt es auch in einer fleischlosen Variante. Paleo-Vegetarier nennen sich die vegetarischen Steinzeit-Esser. Und im Grunde haben beide Ernährungsweisen auch einiges gemeinsam – sie legen viel Wert auf frisches Obst und Gemüse.
Bei einer Paleo-vegetarischen Ernährung fällt jedoch zusätzlich zu Getreide, Milchprodukten, Kartoffeln und Hülsenfrüchten auch noch das Fleisch weg. Es ist daher wichtig, alternative pflanzliche Eiweißquellen zu suchen und besonders auf den regelmäßigen Konsum von Nüssen, gesunden pflanzlichen Fetten und Saaten zu achten.
Es empfiehlt sich, im Vorfeld einen Arzt oder Ernährungsberater zu Rate zu ziehen und regelmäßige Blutwertkontrollen durchzuführen.