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Kontrolliert biologische Tierhaltung: Das bedeutet kbT

Das Kürzel „kbT“ steht in der Textilbranche für „kontrolliert biologische Tierhaltung“. Es sagt dir, dass für das gekennzeichnete Produkt kein Tier in der Haltung und bei der Schur leiden musste. Was genau hinter dem Label steckt, liest du hier.

Das kbT-Label findest du in Kleidung oder Heimtextilien. Die Abkürzug steht für „kontrolliert biologische Tierhaltung„. Bei deinem kuscheligen Wollpullover zum Beispiel garantieren dir die drei Buchstaben auf dem Etikett, dass bei der Schur keine Tiere unnötig leiden mussten.

Grundsätzlich ist das kbT-Label jedoch nicht nur auf Wolle beschränkt. Alle Materialien, die vom Tier stammen, können das Label tragen. Bei Baumwolle und allen anderen pflanzlichen Fasern findest du die entsprechende Kennzeichnung kbA, die für kontrolliert biologischen Anbau steht.

Warum ist das kbT-Label wichtig?

Wolle ist zwar ein Naturprodukt, das heißt aber noch nicht automatisch, dass die Haltung der Tiere immer naturgemäß und artgerecht ist. PETA klärt auf, dass beispielsweise Schafe, Ziegen oder Kaninchen oft für ihre Wolle leiden. Schafen fügen die Scherwerkzeuge häufig blutende Wunden zu. Angoraziegen und -kaninchen wird das langhaarige Fell mit brutalen Methoden ausgerissen.

Merinoschafe müssen oft schon als Jungtiere leiden. PETA informiert über die brutale Verstümmelung der Jungtiere durch Mulesing. Dabei wird die besonders faltige Haut am Hinterteil der Merinoschafe weggeschnitten. Der Eingriff erfolgt teilweise ohne Betäubung. Mulesing soll die Schafe vor Madenbefall schützen: In den Hautfalten am Hinterteil legen Fliegen ihre Eier ab, die geschlüpften Maden können den Tieren dann erheblich zusetzen. Doch es geht auch ohne diese Verstümmelungen, das beweist zum Beispiel Neuseeland: Hier ist Mulesing ebenso wie in der EU verboten. Das Wissensmagazin Quarks erläutert, dass es durchaus Alternativen dazu gibt. Dabei handelt es sich allerdings um Hygienemaßnahmen, die mehr Zeit und Pflege beanspruchen.

Siehe auch: Nachhaltige Wolle: Das musst du wissen

Kontrolliert biologische Tierhaltung – Die Anforderungen

Die Anforderungen an die kontrolliert biologische Tierhaltung gelten europaweit. Sie sind in der EU-Richtlinie für den ökologischen Landbau (kurz EU-Öko-Richtline oder Basisrichtline) festgelegt. Hauptsächlich geht es im Teil II der Verordnung von 2018, um Produkte von Tieren und deren artgerechte Haltung. Die Organisation “Tierwohl stärken” erklärt die Anforderungen, die für die kontrollierte biologische Tierhaltung gelten:

  • Die Haltung der Tiere muss artgerecht sein. Das schließt sowohl Massentierhaltung aus als auch zum Beispiel die schon genannten Verstümmelungen von Merinoschafen durch Mulesing.
  • Die Ställe müssen den natürlichen Bedürfnissen der Tiere entsprechen. Sie müssen darin ausreichend Platz finden. Der Boden sowie die Streu als Unterlage müssen zur jeweiligen Tierart passen. Nach Möglichkeit soll den Tieren ein Freigelände zum Auslauf zur Verfügung stehen.
  • Die Ställe sind regelmäßig zu reinigen.
  • Die Herkunft der Tiere, ihre Futtermittel und die tierärztliche Behandlung sind genau zu dokumentieren.
  • Der Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden ist verboten.
  • Bei Weiden und Wiesen ist darauf zu achten, dass die Tiere nicht die Grasnarbe zertreten oder die Büsche abbeißen. Das soll Bodenerosion verhindern.

Von der kontrolliert biologischen Tierhaltung zum kbT-Label

Die EU-Öko-Richtlinie setzt einen europaweit geltenden Standard für Bio-Produkte. Jedes landwirtschaftliche Bio-Produkt hat die Vorgaben einzuhalten, ansonsten darf es sich nicht „Bio“ nennen. Somit ist auch die Bezeichnung „kbT“ in diesem rechtlichen Rahmen geschützt. Die EU-Öko-Richtlinie ist zum Beispiel auch die gesetzliche Grundlage für das EU-Bio-Siegel

Für die Umsetzung der Richtlinie ist in Deutschland zunächst einmal das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft zuständig. Es benennt staatlich zugelassene Prüfstellen, die dann regelmäßige Kontrollen durchführen.

Für die Verleihung des kbT-Labels ist eine lückenlose Dokumentation notwendig. Sie beginnt bei den Futtermitteln und reicht bis zum Rohstoff, wie der Wolle. In die EU eingeführte Wolle kann zum Beispiel durchaus die Kennzeichnung kbT tragen. Die Voraussetzung ist jedoch, dass auch im Herkunftsland die Haltungsform der Tiere nachweislich dem EU-Standard entspricht.

Wie dann die Wolle weiterverarbeitet wurde, darüber sagt dir das kbT-Label zunächst einmal nichts. Ergänzend dazu kontrollieren Textilsiegel die Verarbeitung. Deshalb findest du zum Beispiel das GOTS– (Global Organic Textile Standard) oder IVN-Best-Siegel zusammen mit dem kbT-Label. Die Textilsiegel übernehmen den Standard für kontrolliert biologische Tierhaltung und ergänzen diese mit ihren Qualitätsanforderungen für die Verarbeitung. Die Organisationen führen zusätzlich eigene Kontrollen durch, schon um die Verarbeitung der Materialien nach ihren hohen Qualitätsstandards sicherzustellen. Beide Siegel gehören somit  beispielsweise zu einem rundum tier- und umweltschonenden Wollpullover. 

Die Informationsportal Ökolandbau erklärt, dass bei dem GOTS-Siegel die Wolle zu mindestens 70 Prozent aus kontrollierter biologischer Tierhaltung stammen muss, bei IVN sind es 100 Prozent

Mit GOTS-zertifizierte Textilien können somit das Label “kbT” oder “kbT in Umstellung” tragen, zusätzlich zum eigentlichen GOTS-Siegel. An dem Zusatz „in Umstellung“ erkennst du, dass der landwirtschaftliche Betrieb gerade dabei ist, auf die biologische Tierhaltung umzustellen. So ist beispielsweise die Dokumentation über die Futtermittel noch nicht vollständig möglich Ähnlich regelt auch das IVN-Best-Siegel die Verwendung der kbT Kennzeichnungen an den Textilien.