Baobab-Produkte gelten als sehr gesund und sollen heilende Wirkungen haben. Doch ist der Hype um den Affenbrotbaum gerechtfertigt? Und wie nachhaltig sind Baobab-Produkte? Wir geben dir einen Überblick.
Baobab-Produkte gelten als besonders gesundheitsförderlich und sind inzwischen auch in Europa bekannt. Schon lange werden die Erzeugnisse der Affenbrotbäume in Afrika auf verschiedenste Weise genutzt und es ranken sich zahlreiche Mythen um die mächtigen Laubbäume. In Afrika wird der Baum auch als Lebensbaum bezeichnet und hat in vielen Regionen eine religiöse Bedeutung.
Wo wachsen Affenbrotbäume?
Affenbrotbäume sind in den (sub)tropischen Regionen Afrikas, Madagaskars und Australiens beheimatet. Bekanntester Vertreter ist der Afrikanische Affenbrotbaum (Adansonia digitata), der im tropischen Afrika wächst – genauer in der Trockensavanne südlich der Sahara und im Südosten des Kontinents.
Baobabs stechen durch ihr markantes Äußeres hervor. Charakteristisch ist ihr dicker Stamm, der oft mehrere Meter breit ist und große Wassermengen speichern kann. Baobabs können bis zu 2.000 Jahre alt werden und sind wichtige Wasserspeicher für Mensch und Tier. Weltweit existieren acht verschiedene Arten des Affenbrotbaums, wobei fast ausschließlich die Erzeugnisse des Afrikanischen Baobabs kommerziell vertrieben werden.
Traditionelle Nutzung des Affenbrotbaums
Die einheimische Bevölkerung nutzt fast alle Teile des Afrikanischen Affenbrotbaums – Früchte, Blätter, Holz und Rinde dienen dabei vielfältigen Zwecken. So spielt der Affenbrotbaum etwa eine wichtige Rolle in der traditionellen Ernährung und liefert wertvolles Baumaterial.
Die Baobab-Frucht:
Die großen eiförmigen Früchte des Baobab gehören in vielen Teilen Afrikas zur Nahrungsgrundlage. Sie sind von einer harten Schale umgeben und beherbergen trockenes, schwammartiges Fruchtfleisch. Im Fruchtfleisch sitzen bis zu 150 bräunliche Samen von ein bis zwei Zentimetern Größe, aus denen sich Baobab-Öl gewinnen lässt. Die großen Früchte hängen an langen Stielen von den Ästen und fallen im reifen Zustand herunter. Das getrocknete Fruchtfleisch wird unverarbeitet verzehrt oder zu Säften, Süßspeisen, Soßen oder Brei weiterverarbeitet. Mit Milch oder Wasser gemischt ist es auch als Getränk beliebt. Es enthält viel Vitamin C und schmeckt dadurch leicht säuerlich. Der Geschmack wird häufig als süß-säuerlich mit einer leichten Zitrusnote beschrieben. Im Sudan bilden vergorene Baobab-Früchte die Basis für ein traditionelles Getränk namens „Tabaldi“.
Blätter und Samen:
Die Blätter sind ebenfalls zum Verzehr geeignet und werden in Afrika roh oder getrocknet gegessen. Getrocknet und zu feinem Pulver gemahlen dienen sie als Gewürz für Suppen und Soßen. In Nigeria wird aus den Baobab-Blättern die traditionelle „Kuka-Suppe“ zubereitet. Aus den fettreichen Samen lässt sich das bereits erwähnte Baobab-Öl gewinnen, das in Afrika als Speiseöl konsumiert wird. In Europa findet das Öl hauptsächlich in der Naturkosmetik Verwendung.
Wurzeln, Holz und Rinde:
Neben den Früchten und den Blättern sind auch das Holz, die Rinde und die Wurzeln des Baumes nutzbar. In Zeiten von Nahrungsknappheit werden die Wurzeln gekocht verzehrt. Im Osten Afrikas dienen die Wurzeln zudem als Quelle für roten Farbstoff. Aus den Fasern von Holz und Rinde lassen sich Schnüre, Seile, Netze, Kisten, Matten, Körbe, Kleidung oder gar Saiten für Musikinstrumente herstellen. Die Rinde wird zudem als Material zum Dachdecken genutzt. Aus den Blütenpollen kann, mit etwas Wasser gemischt, ein einfacher Leim hergestellt werden. Das leichte Holz eignet sich außerdem für den Bau von Kanus und Holzplatten. Die Asche von Rinde und Früchten ist dank des hohen Pottascheanteils bei der Seifenherstellung nützlich. Hohle Baumstämme abgestorbener Baobabs dienen traditionell als Toilette, kleiner Stall oder Grab.
Baobab-Produkte und ihre gesundheitliche Wirkung
Der Baobab-Frucht werden zahlreiche heilsame Wirkungen nachgesagt. In Afrika gilt das Fruchtfleisch als wirksames Mittel gegen Fieber, Ruhr, Pocken, Masern oder auch Durchfall. Die Samen beziehungsweise das daraus gewonnene Öl kommen traditionell bei Herzerkrankungen, Zahnschmerzen, Leberinfektionen und Malaria zum Einsatz. Die Blätter sollen zur Linderung bei Magen-Darm-Erkrankungen wie Durchfall beitragen. In Tansania ist der Baobab daher auch als „Apothekerbaum“ bekannt – wissenschaftlich erwiesen sind diese Wirkungen allerdings nicht.
Dass die Baobab-Früchte äußerst gesund sind, ist dagegen gemeinhin anerkannt. Wie ein 2021 veröffentlichter Artikel zu den Inhaltsstoffen der Baobab-Frucht erläutert, ist diese reich an wertvollen Mineralstoffen und Vitaminen. So enthält sie etwa viel Calcium, Kalium, Phosphor und Vitamin C und ist reich an Ballaststoffen, die sich positiv auf den Blutzuckerspiegel auswirken können.
Aber: Ähnliche Inhaltsstoffe sind auch in anderen Obst- und Gemüsesorten zu finden. Viel Vitamin C enthalten zum Beispiel auch Zitrusfrüchte, Sanddorn, Hagebutten, Paprika oder Brokkoli. Auch heimische Lebensmittel mit vielen Ballaststoffen gibt es zur Genüge. Hier findest du eine Übersicht über regionale Alternativen zu Superfoods.
Kommerzielle Nutzung: Baobab-Produkte in Europa
Kommerziell wird der Affenbrotbaum in Afrika nur wenig genutzt. Zum Verkauf werden manchmal süße Leckereien und Körbe für ausländische Touristen angeboten.
Nachdem die gesunden Inhaltsstoffe der Baobab-Früchte bei uns bekannt geworden sind, gibt es Baobab-Produkte inzwischen auch in Europa zu kaufen. Vor allem die getrockneten Früchte sind in Form von Baobab-Pulver (getrocknetes und gemahlenes Fruchtfleisch) im Online-Handel erhältlich. Das Pulver kannst du zum Beispiel in Müslis, Joghurt, Saft, Milch oder Wasser einrühren. Auch Baobab-Öl ist in Deutschland zu finden – vornehmlich in der Naturkosmetik, etwa als Basis für Shampoo. Die ganze Frucht ist bei uns hingegen wenig verbreitet.
Wie nachhaltig sind Baobab-Produkte?
Baobab-Bestände sind gefährdet
Sechs der acht Baobab-Arten stehen auf der Roten Liste gefährdeter Arten (die häufigste und kommerziell wichtigste Art „Andansonia digitata“ ist allerdings noch nicht gelistet). In bestimmten Teilen Afrikas sind teils große Elefantenpopulationen mitverantwortlich für das Artensterben der Baobabs. Grund dafür ist das beliebte feuchte Holz, das die Elefanten mit den Stoßzähnen herausbrechen.
Da Affenbrotbäume erst nach rund 20 Jahren Früchte bilden, werden sie kaum im großen Stil angebaut. Baobab-Produkte stammen daher meist aus Wildbeständen. So trägt die wachsende Nachfrage nach Baobab-Produkten grundsätzlich zum Erhalt von Affenbrotbäumen bei, denn die Bäume haben nun auch großen finanziellen Wert. Andererseits waren Baobabs schon seit jeher geschätzt und wurden nur selten gerodet, da sie kein wertvolles Holz liefern und das Fällen sehr mühsam ist. So bleiben die Bäume auch inmitten landwirtschaftlich genutzter Flächen häufig stehen. Allerdings stellt die zunehmende landwirtschaftliche Nutzung von Flächen durchaus eine Gefahr für die Bestände dar. Denn um die Samen zu verbreiten, sind Wildtiere nötig, die auf intensiv genutzten Flächen kaum anzutreffen sind.
Sollte ich Baobab-Produkte kaufen?
Wenngleich der internationale Handel den Erhalt der Affenbrotbaumbestände eher stärkt, sind Baobab-Produkte aus ökologischer Sicht dennoch kritisch zu betrachten. Grund dafür sind die langen Transportwege, die mit hohen Treibhausgas-Emissionen verbunden sind.
Wichtig ist, dass du beim Kauf von Baobab-Produkten immer auf fairen Handel achtest. Nur so ist gewährleistet, dass die einheimische Bevölkerung vom Verkauf der Produkte profitiert.
Unser Fazit: Baobab-Produkte braucht es bei uns im Supermarkt eigentlich nicht. Die gesunden Inhaltsstoffe findest du auch in anderen regionalen Erzeugnissen. Zwar können sich faire Kooperationen positiv auf die afrikanische Wirtschaft auswirken und für einige Menschen vor Ort stellt der Handel mit Baobab-Produkten womöglich eine Chance dar. Aus ökologischer Sicht solltest du den neuen Food- und Kosmetiktrend aber besser meiden.
Baobab-Produkte kaufen: Darauf solltest du achten
Wenn du dennoch nicht auf Baobab-Produkte verzichten möchtest, solltest du unbedingt auf eine Bio- und Fairtrade-Zertifizierung achten. Baobab-Erzeugnisse sind bisher vor allem im Online-Handel erhältlich, mit etwas Glück wirst du aber auch im gut sortierten Biomarkt oder im Reformhaus fündig. Hier findest du einige Unternehmen, die fair gehandelte Baobab-Produkte in Bio-Qualität anbieten:
- Baobab Social Business gGmbH: Die gemeinnützige GmbH vertreibt Baobab-Produkte mit Fairtrade- und Bio-Zertifizierung. Im Sortiment sind unter anderem Baobab-Öl, Baobab-Pulver, Baobab-Konfekt und Seife auf Basis von Baobab-Öl.
- Berlin Organics: Das Unternehmen bietet Baobab-Pulver in Bio-Qualität und verfügt über das Label „Certified B Corporation”, das für nachhaltiges und verantwortungsvolles Wirtschaften steht. Die Produkte sind online und in ausgewählten Supermärkten erhältlich.
- The Essence of Africa (africrops! GmbH): Das Unternehmen vertreibt verschiedenste Produkte aus afrikanischem Anbau in Bio-Qualität. Zwar sind die Produkte nicht Fairtrade-zertifiziert. Das Unternehmen selbst gibt aber auf seiner Internetseite an, die Produkte fair zu handeln und auf Augenhöhe mit den afrikanischen Produzenten zu arbeiten. Online erhältlich sind Baobab-Öl, -Pulver und -Presslinge.