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Teff: Anwendung und Besonderheiten der Zwerghirse

Teff bezeichnet die kleinste Getreideart der Welt: die Zwerghirse. Die winzigen Getreidekörner sind nicht nur glutenfrei, sondern auch sehr gesund. Doch Teff hat auch Schattenseiten. Alles Wissenswerte über Teff haben wir hier zusammengestellt.

Teff: Das kleinste Getreide der Welt

Teff ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Süßgräser. Warum Teff auch Zwerghirse genannt wird, verdeutlicht folgender Vergleich: 150 Teff-Körner entsprechen ungefähr der Größe eines einzelnen Weizenkorns.

Teff gilt somit als das kleinste Getreide der Welt. Doch unscheinbar ist es nur dem Aussehen nach. Denn die kleinen Körner sind wahre Powerpakete: Sie enthalten viele gesunde Nährstoffe, zum Beispiel essentielle Fettsäuren, die sie für eine vollwertige, pflanzliche Ernährung interessant machen. Ebenso können Zöliakie-Patienten unbesorgt zu Teff greifen, denn das Getreide ist glutenfrei.

Teff ist traditionell Hauptnahrungsquelle vieler Millionen Menschen in Äthiopien und Eritrea, wo es beheimatet ist und noch immer weitverbreitet angebaut wird. Inzwischen steigt die Nachfrage nach Teff auch global und die Zwerghirse hat ihren Weg in heimische Bio-Märkte gefunden. Grund genug, die kleinen Körner ganz genau unter die Lupe zu nehmen.

Teff-Anbau und die steigende internationale Nachfrage nach Teff

Schon seit Jahrhunderten wird Teff in Äthiopien angebaut. Das Getreide eignete sich damals wie heute besonders für die nomadische Lebensweise:

  • Die kleinen Saatkörner können problemlos auf Reisen mitgenommen werden, auch in Mengen, die für große Flächen geeignet sind.
  • Zudem ist Teff recht anspruchslos. Es benötigt wenig Wasser und verträgt Dürreperioden genauso gut wie Staunässe. Deswegen erfolgt die Aussaat auch zur Regenzeit.
  • Bereits nach drei Monaten kann Teff geerntet werden.
  • Teff ist eine robuste Pflanze, die kaum von Krankheiten oder Schädlingen befallen wird. Das macht sie interessant für den ökologischen Anbau, in dem auf chemische Pestizide und Düngemittel verzichtet wird.

Steigendes Interesse an Teff ist problematisch für Teff-Anbau

Inzwischen hat es die äthiopische Zwerghirse auch auf den Weltmarkt geschafft. Das wachsende Interesse an Alternativen zum hiesigen Hauptgetreide Weizen sowie glutenfreien Alternativen hat dazu geführt, dass die Nachfrage nach Teff zunehmend auch aus dem Westen kommt.

Für die äthiopischen Bauern kann die wachsende Nachfrage aber auch problematisch werden, berichtet die Deutsche Welle:

  • Der Teffanbau sei nämlich weitestgehend noch nicht so modernisiert wie der Anbau anderer Getreidearten in Äthiopien. Noch immer werden die Felder mit Hilfe von Ochsen bearbeitet.
  • Die Regierung Äthiopiens befürchtet daher, dass die Teff-Produktion weder mit der internationalen Nachfrage mithalten, noch die Versorgung der eigenen Bevölkerung sicherstellen kann.
  • Außerdem hat sich eine niederländische Firma das Patenrecht für Teff gesichert. Was den Handeln erschwert.

Inzwischen wird Teff aber nicht mehr nur in Äthiopien angebaut. Andere Anbaugebiete sind beispielsweise auch der südliche Mittelmeerraum, und sogar in Deutschland werden erste Teff-Felder kultiviert.

Teff: Das sind die Nährwerte der Zwerghirse

Auf 100 Gramm Teff (ungekocht) kommen folgende Nährwerte:

  • Energie: 367  kcal
  • Eiweiß: 13.3 g
  • Kohlenhydrate: 73.13 g
  • Fett: 2.38 g

Mit 13 Gramm Eiweiß zählt Teff zu den proteinreicheren Getreidesorten wie auch Weizen (11,44 Gramm Eiweiß auf 100 Gramm). Laut einer Studie enthält Teff im Vergleich zu anderen Getreidesorten aber größere Mengen an bestimmten Aminosäuren enthält. Darunter auch Lysin, das in anderen Getreiden nur unzureichend vorhanden ist. Da Lysin wichtig für den Muskelaufbau ist, wird es als vollwertige pflanzliche Eiweißquelle nicht nur für die vegane Ernährung allgemein interessant, sondern speziell auch für Sportler.

Außerdem ist Teff reich an essentiellen Fettsäuren, so die Studie. Essentielle Fettsäuren sind unerlässlich für das Wachstum und die lebenslange Entwicklung und Gesunderhaltung des Körpers.

Die gesundheitlichen Vor- und Nachteile von Teff

Teff findet besonders Anklang bei Menschen, die auf eine bewusste Ernährung achten oder sich aufgrund von Zöliakie glutenfrei ernähren müssen.

Einige gesundheitliche Vorteile von Teff sind:

  • Teff ist glutenfrei: Teff ist zwar ein Getreide wie Weizen und Dinkel, doch die Zwerghirse ist im Gegensatz zu den gängigen Getreidesorten glutenfrei. Somit wird Teff auch von Zöliakiepatienten oder Menschen mit einer Weizen-Sensitivität vertragen.
  • Teff wird nicht geschält: Da die kleinen Körner nicht geschält werden, sind alle Teff-Produkte Vollkornprodukte. So enthalten sie alle Nährstoffe, die sich in den äußeren Schichten des Korns befinden.
  • Teff hält lange satt: Das liegt daran, dass Teff zu einem Großteil aus komplexen Kohlenhydraten besteht, die nur langsam vom Körper aufgespalten werden. Teff liefert also nachhaltig Energie, wodurch es lange satt macht. Zu der Gruppe der komplexen Kohlenhydrate gehören auch Ballaststoffe, von denen Teff ebenfalls eine große Mengen besitzt. Ballaststoffe sind wichtig für eine gesunde Verdauung.
  • Teff hat einen niedrigen glykämischen Index: Aufgrund der komplexen Kohlenhydrate hat Teff einen niedrigeren glykämischen Index (GI) von 74 im Vergleich zu Weizen mit 100, wie eine Studie zeigt. Der glykämische Index gibt an, wie sich ein kohlenhydrathaltiges Lebensmittel auf den Blutzuckerspiegel auswirkt. Nach dem Verzehr von Teff steigt der Blutzuckerspiegel nicht so schnell an, sondern bleibt relativ stabil.
  • Teff ist reich an Mineralien: In der Zwerghirse stecken unter anderem Eisen, Zink, Calcium und Kupfer. Dabei übertrifft Teff in vielen Fällen den Mineralstoffgehalt anderer Getreide. So verdeutlicht eine Studie, dass in Teff, je nach Sorte, bis zu fast 38 Milligramm Zink in 100 Gramm Getreide vorkommen, während es in Weizen nur 3,7 Milligramm sind. Eisen ist unter anderem wichtig für das Immunsystem.

Gesundheitliche Nachteile von Teff können dagegen sein:

  • Teff enthält Oxalsäure: Das Bundeszentrum für Ernährung weist daraufhin, dass Teff vor allem in der Schale unerwünschte Substanzen wie Oxal- oder Phytinsäure enthält. Oxalsäure ist ein giftiger Stoff, der in vielen Lebensmitteln vorkommt und in hohen Konzentrationen die Nieren schädigen kann. Durch Kochen zerfällt die Oxalsäure jedoch, sodass Teff unbedenklich verzehrbar ist.
  • Teff enthält Phytinsäure: Phytinsäure findet sich auch in vielen anderen Getreiden wie Weizen und Hafer. Es bindet die vom Menschen mit der Nahrung aufgenommene Mineralstoffe wie Calcium, Magnesium, Eisen und Zink in Magen und Darm, sodass diese dem Körper nicht mehr zur Verfügung stehen. Jedoch geht der National Research Council davon aus, dass Phytinsäure als Bestandteil einer vielseitigen und ausgewogenen Ernährung die Eisen- und Zinkversorgung beim Menschen nicht beeinträchtigt.

So wird Teff verwendet

Traditionelle Verwendung

In Äthiopien ist Teff ein Grundnahrungsmittel. Als Mehl wird es zur Zubereitung des Fladenbrots Injera verwendet, welches zu Gemüse- und Fleischgerichten gereicht wird. Außerdem wird Teff gerne als Brei und Grieß gegessen, sowie zu Tella, einem Bier, und Schnaps verarbeitet. Das Stroh der Pflanze dient darüber hinaus als Viehfutter.

Vielfältige Verwendungsmöglichkeiten

In der westlichen Küche haben sich ebenfalls schon diverse Verwendungsmöglichkeiten für die Zwerghirse gefunden:

  • Backen: Mit dem Mehl der Zwerghirse können viele Backwaren zubereitet werden, beispielsweise Brot, Nudeln, Pizzateig, Kuchen und Kekse. Allerdings gilt zu beachten, dass Teff glutenfrei ist. Es hat daher nicht die gleichen Backeigenschaften wie Weizen- oder Dinkelmehl. Es wird deswegen empfohlen, die Mehlmenge in einem Rezept um maximal 30% durch Teffmehl zu ersetzen. Wenn du Teffmehl zugibst, erhalten die Speisen eine Extraportion Ballaststoffe und Protein.
  • Frühstück: Auch beim Frühstück macht sich Teff gut. Du kannst aus den kleinen Körnern süßen oder herzhaften Brei kochen oder dein selbstgemachtes Müsli damit anreichern. Denk daran, die Teffkörner vorher zu rösten, da sie nicht roh verzehrt werden sollten.
  • Dessert: Aus den winzigen Körnern kannst du auch eine Creme für den Nachtisch herstellen. Die in (pflanzlicher) Milch gekochten und gesüßten Körner kannst du zu einer feinen Masse pürieren. Das kommt einer Mischung aus Pudding und Grießbrei nahe.
  • Sauce: Das Teffmehl kannst du auch verwenden, um Saucen abzubinden.
  • Alternative zu Reis und Co.: Du kannst die Körner natürlich auch einfach in Wasser kochen und dann anstelle von Reis oder Kartoffeln als Beilage zu Gerichten servieren. Wasche Teff vor dem Kochen gründlich mit heißem Wasser und koche es in einem Topf mit Wasser zehn bis 15 Minuten gar.

Problematisch: Das Patent auf Teff-Mehl

Was in Äthiopien seit Jahrtausenden als Grundnahrungsmittel dient, hat sich ein niederländischer Konzern vor einigen Jahren patentieren lassen. Aufgrund des Patents auf Teff-Mehl kann die Zwerghirse nicht ohne Weiteres aus Äthiopien nach Europa, genauer nach den Niederlanden, England, Italien, Belgien und Deutschland, exportiert oder hierzulande angebaut werden.

Alleine die Patentinhaber dürfen das uralte Getreide vermarkten und haben ein Monopol auf Teff geschaffen. Deswegen sind die Preise für Teff auch recht hoch, da sie von der Patent-besitzenden Firma kontrolliert werden. Ein Kilo Teffmehl kostet etwa acht Euro.

Für Äthiopien stellt dieses Patent eine große Ungerechtigkeit dar. Es kann Teff nicht frei handeln und nach Europa exportieren. Deswegen hat die Regierung einen Versuch unternommen, das Patentrecht einzuklagen. Dies ist jedoch gescheitert. Allerdings hatte eine Nichtigkeitsklage in Deutschland Erfolg: Hierzulande existiert das umstrittene Teff-Patent nicht mehr.

Teff: Powerkorn mit Schattenseiten

Teff zu kaufen ist eine Gratwanderung. Die Zwerghirse bringt sowohl Vorteile mit sich, hat aber auch Schattenseiten:

Vorteile von Teff

  • Teff ist gesund: Es ist glutenfrei, protein- und mineralstoffreich und dabei auch noch vielseitig einsetzbar in der Küche.
  • Der Anbau von Teff ist ressourcenschonend: Teff braucht nicht viel Wasser und gedeiht auch unter schwierigen Bedingungen. Außerdem wird die Pflanze nicht stark von Krankheiten oder Schädlingen befallen, sodass Pestizide nicht oder nur wenig eingesetzt werden müssen.

Nachteile von Teff

  • Der Export von Teff ist kritisch: Teff ist als Grundnahrungsmittel unverzichtbar für Äthiopien. Durch die starke Nachfrage nach Teff aus dem Westen besteht die Gefahr, dass die Zwerghirse bald nur noch für den internationalen Markt produziert wird, sodass die lokale Bevölkerung nicht mehr versorgt werden kann.
  • Das Patent auf Teff: Das Patent mag nicht mehr in Deutschland gelten, doch in anderen europäischen Ländern ist es noch immer in Kraft. Biopatente sind eine problematische Sache: Wenn Agrarkonzerne das Monopol auf bestimmte Pflanzensorten haben, kontrollieren sie damit auch das Saatgut. Und können so bestimmen, was, wann, wo und wie angebaut wird – und damit letztlich auch, was wir essen.
  • Lange Transportwege: Damit Teff in hiesigen Supermarkt-Regalen stehen kann, muss es lange Transportwege zurücklegen. Diese produzieren viele Emissionen, die klimaschädlich wirken.

Fazit

Teff mag eine gesunde Bereicherung für unsere Ernährung sein. Doch wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass das, was wir als exotisches Superfood betrachten, für die Bevölkerung Äthiopiens ein lebensnotwendiges Grundnahrungsmittel ist. Mit dem Kauf von Teff wird die Nachfrage angekurbelt, wodurch auch der Druck in Äthiopien steigt, mehr zu produzieren. Und dies geschieht unter der Kontrolle eines europäischen Patentinhabers.

Alternativen zu Teff sind andere Getreide, die Deutschland wachsen, wie Hafer und Buchweizen (ein glutenfreies „Pseudo“-Getreide) zum Beispiel. Inzwischen wird sogar auch das gehypte „Superfood“-Getreide Quinoa in Deutschland angebaut.