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Azofarbstoffe: Darum sind sie kritisch

Azofarbstoffe sind beliebte Färbemittel für Lebensmittel und Textilien. Warum sie aber nicht ganz unumstritten sind, erfährst du hier.

Was sind Azofarbstoffe?

Azofarbstoffe zählen zur Gruppe der synthethischen Farbstoffe, das heißt, sie kommen natürlicherweise nicht in der Natur vor. Ihre Geschichte ist im Vergleich zu der der natürlichen Farbstoffe noch sehr jung. Natürliche Färbemittel, wie etwa Pflanzenfarbstoffe, standen schon unseren Urmenschen zur Verfügung. Der erste Azofarbstoff, Anilin, wurde hingegen erst im Jahr 1856 vom englischen Chemiestudenten Perkin synthetisiert. Nach diesem Grundpfeiler ging es dann aber Schlag auf Schlag: In knapp 40 Jahren entdeckten Wissenschaftler ganze 324 verschiedene synthetische Farbstoffe.

Farbstoffe galten über einen langen Zeitraum der Menschheitsgeschichte als beschränkt verfügbares Luxusgut. Dies änderte sich rapide in der Zeit nach der Erfindung synthetischer Farbstoffe. Insbesondere Azofarbstoffe sind deutlich billiger und färben wesentlich effektiver und beständiger als natürliche Alternativen. In der Folge wurden natürliche Färbemittel zu einem Nischenprodukt.

Auch die Lebensmittelindustrie fand schnell Gefallen an Azofarbstoffen. Azofarbstoffe sind im Gegensatz zu vielen natürlichen Färbemitteln äußerst hitzebeständig und lassen sich unabhängig vom pH-Wert in allen Arten von Lebensmitteln einsetzen. Natürliche in Pflanzen vorkommende Farbpigmente, wie etwa Anthocyane, neigen dazu, sich bei neutralen oder alkalischen pH-Werten zu entfärben.

Neben den pflanzlichen Farbstoffen wurden auch natürliche Farbstoffe tierischer Herkunft von der Lebensmittelindustrie in der Vergangenheit gerne verwendet. Ein Beispiel hierfür ist der rote Farbstoff Karmin, der aus der Cochenilleschildlaus gewonnen wird. Karmin wird heutzutage nur noch selten in der Lebensmittelindustrie eingesetzt, da es zum einen teurer als Azofarbstoffe ist, und zum anderen nicht als vegan gilt.

Warum findet sich auf Produkten mit Azofarbstoffen ein Warnhinweis?

Heutzutage sind die folgenden zehn Azofarbstoffe in Lebensmitteln als Zusatzstoff zugelassen:

  • E 102 (Tartrazin)
  • E 110 (Gelborange S)
  • E 122 (Azorubin)
  • E 123 (Amaranth)
  • E 124 (Cochenillerot A)
  • E 129 (Allurarot AC)
  • E 151 (Brilliantschwarz BN)
  • E 154 (Braun FK)
  • E 155 (Braun HT)
  • E 180 (Litholrubin BK)

Setzt ein Lebensmittelhersteller seinem Produkt einen Azofarbstoff bei, muss er dies auf der Zutatenliste fettgedruckt kennzeichnen. Zudem muss der Hersteller beim Einsatz der Azofarbstoffe E 102, E 110, E 122, E 124 und E 129 einen zusätzlichen Warnhinweis auf der Verpackung abdrucken: „Kann Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinträchtigen“.

Verantwortlich für den Warnhinweis ist eine Studie von Wissenschaftlern der University of Southampton in England aus dem Jahr 2007. Die Forscher untersuchten die Wirkung von Azofarbstoffen auf das Verhalten von dreijährigen Kleinkindern und acht bis neun Jahre alten Schulkindern. Das Ergebnis der Studie war, dass Kinder, die ein mit Azofarbstoffen gefärbtes Getränk verabreicht bekamen, zu hyperaktiven Verhalten und Konzentrationsschwäche neigten.

Das Bundesamt für Risikobewertung bewertete die Ergebnisse in einer Stellungnahme deutlich verhaltener als die Forschergruppe aus England. Die in der Studie beobachteten Verhaltensweisen der Kinder seien nicht eindeutig genug, um einen Zusammenhang zwischen Hyperaktivität und Azofarbstoffen zu beweisen. Zudem lasse sich aus einer Verhaltensstudie auch kein biologischer Mechanismus ableiten.

Die europäische Lebensmittelbehörde folgte der Einschätzung des Bundesamts für Risikobewertung, und sieht eine gesundheitsschädliche Wirkung von Azofarbstoffen als nicht erwiesen an. Verbieten kann das EU-Parlament Azofarbstoffe deshalb nicht. Dennoch gab die EU-Kommision der Forderung von Verbraucherschutzorganisationen im Jahr 2010 nach, und beschloss, dass die in der Studie untersuchten Azofarbstoffe mit einem Warnhinweis gekennzeichnet werden müssen.

Warum werden Azofarbstoffe verdächtigt, krebserregend zu sein?

Ein weiterer Vorwurf von Verbraucherschutzorganisationen ist, dass die Azorafarbstoffe krebserregend seien. Begründet wird diese Vermutung damit, dass Darmkrebs in Industrieländern, in denen Azofarbstoffe in allen Bereichen des Alltags weit verbreitet sind, gehäuft vorkommt.

Als krebserregend gelten nicht die Azofarbstoffe selbst, sondern deren Abbauprodukte. Azofarbstoffe werden von unserem Körper nicht verstoffwechselt und landen daher unverändert im Darm. Dort bauen sie Bakterien zu aromatischen Aminen ab. Dies aromatischen Amine schädigen unser Erbgut, was die Entstehung von Krebs begünstigen kann.

Es muss hierbei allerdings immer beachtet werden, dass die Dosis das Gift macht. Wir nehmen durch Lebensmittel nur einen geringen Anteil an Azofarbstoffen auf. Mit Azofarbstoffen gefärbte Textilien stellen eine deutlich größere Belastung dar.

Doch selbst für Textilien vertritt die wissenschaftliche Expertenkommission der EU die Auffassung, dass die Belastung mit Azofarbstoffen im Alltag als sehr gering angesehen werden kann. Sie macht sich dafür stark, Höchstwerte für den Einsatz von Azofarbstoffen zu definieren, sieht aber ein Verbot als überflüssig an.

Aus Gründen der Vorsorge ist es sinnvoll, wenn du mit Azofarbstoffen gefärbte Lebensmittel und Textilien meidest. Verzichtest du auf industriell verarbeitete Lebensmittel und schrill gefärbte Getränke, nimmst du in der Regel automatisch keine Azofarbstoffe über die Nahrung zu dir. Bevorzuge auch beim Kleiderkauf mit natürlichen Farbstoffen gefärbte Textilien, auch wenn diese heutzutage nur noch schwer auffindbar sind.